Paraschat zum Schabbat Chol Hamoed Sukkot

„Konzept“ der Woche

Mosche erzählt in seiner Abschiedsrede die ganze Geschichteder Juden in Gedichtform. Er erwähnt auch die in der Wüste verbrachte Zeit: wie man in den Wolken, die uns beschützt haben, gelebt hat. Mosche sagt uns: „Umringt von allen Sei-ten, uns gehütet wie ein Augapfel― (Devarim 32:10). Raschi fügt hinzu, dass es auch die Fahne betraf, die für jeden Stamm als eigenes Zeichen angefertigt worden war. Dieses Emblem war nicht nur ein Zeichen um zu sehen, wohin jeder gehörte, sondern auch ein Beweis der Liebe, die uns G-tt in der Wüste gezeigt hat. Worin aber lag diese Liebe? Als G-ttt uns den Befehl gegeben hatte, ein Wahrzeichen für jeden Stamm zu malen - so erzählt der Midrasch – wandten sich die Nationen an die Juden und sagten: „Kommt doch mit uns, wir werden euch zu Fürsten und Führungspersonen ernennen.― Die Antwort der Juden war: „Werdet ihr uns dannü berhaupt die Möglichkeit geben, ein Wahrzeichen zu haben wie wir es von G-tt bekommen haben – für jeden Stammsein eigenes Emblem? Ein Zeichen, bei dem jeder genau weiß, wohin er gehört und von welcher Familie er kommt?

Dieser Assoziation kann kein Angebot gleichgestellt sein oder überbieten.― Was ist an dieser „Assoziation― so besonders? Wenn wir die Geschichte zurückverfolgen, sehen wir, dass das Erkennen schon in der Sklaverei in Ägypten begonnen hat. Unsere Weisen erzählen uns, dass die Juden den Auszug aus Ägypten nur deshalb verdient haben, weil sie sich trotz des Einflusses der ägyptischen Kultur immer ihre Sprache, ihre Kleidung und ihre Namen bewahrt haben. Sich ineiner fremden Umgebung zu befinden - noch dazu in einer sostark beeinflussen den wie der ägyptischen - und sich immer noch die eigene Kultur zu erhalten, wird nur durch die Eigenschaft des Erkennens erreicht: sich mit der eigenen Religion und Kultur durchzusetzen trotz der Umgebung. Als den Juden gesagt wurde: „Kommt doch mit uns, gebt eure Wahrzeichenweg!― ,gab es keine bessere Antwort als: Nein! Wer ist denn bereit, für alles Geld der Welt sein eigenes Dasein und Denken wegzugeben? G-tt hat uns durch unsere Arbeit in Ägyp-ten dieses Emblem als Zeichen Seiner großen Liebe gegeben, als Beweis, dass wir wirklich Sein eigenes Volk sind und dass Er unser Dasein schätzt. Diese Grundlage, eine „eigene Nation zu sein―, enthält jedoch eine Bedingung. Wenn eine Gesellschaft Erfolg haben will, gelingt dies nur, wenn alle eingemeinsames Ziel anstreben. Um dies zu erreichen, muss jeder seine eigenen Wünsche unterordnen. Denn wenn jeder seinem eigenen Ziel nachläuft, hat er gar keine Zeit mehr, für die gemeinsame Idee zu kämpfen.

 

Nach der Reinigung an Jom Kippur, an dem unsere Sündenvergeben wurden, gehen wir in die Sukka. Die „Laubhütte―ist ein Platz ohne materielle Vorzüge. Es ist nichts anderes, als ein Ort um die Nähe G-ttes zu spüren. Wir verlassen unser festes Haus und gehen in die Sukka, damit uns klar wird,dass, wenn wir die Gemeinschaft mit Erfolg weiterbringen wollen und unsere Richtlinien verfolgen möchten, es nur dann möglich ist, wenn wir auf unser eigenes Begehren verzichten und die richtigen Werte des Lebens kennenlernen.

„Maisse“ der Woche

Überall verbreiteten sich die Gerüchte über die besondere Gabe von Rabbi Pinchas. Zu ihm kamen viele Menschen, umihn um Rat zu bitten. Rabbi Pinchas verstand, dass er Haschem nicht mehr in vollem Maße dienen konnte, da er immer weniger Zeit für Torastudium, Gebete und Meditation hatte. „Wenn Haschemes bloß so einrichtete, dass die Menschen ihr Interesse an mir verlören!― ,dachte er. Genauso geschah es. Die zehn Tage der Umkehr waren vergangen, bis zum Anfang von Sukkot gab es noch Vieles zu tun. Diesmal kam niemand, um dem Zaddik zu helfen, die Sukka aufzubauen. Da er keine andere Möglichkeit hatte, engagierte er Nichtjuden für den Bau der Sukka. Aber sie hatten nicht das nötige Werkzeug. So ergab es sich, dass es erst wenige Stunden vor dem Feiertag gelang, eine wackelige Konstruktion aufzubauen, die an eine Sukka erinnerte. Dann ging Rabbi Pinchas in die Synagoge. Er verpasste niemals die Gelegenheit, Gäste einzuladen. Auch diesmal hatte Rabbi Pinchas Pech. Selbst diejenigen, die nirgendwo eingeladen waren, verzichteten lieber, an seinem Mahl teilzunehmen. Fast an seiner Sukka angekommen, begann der Rabbi, das traditionelle Einladungslied für die Uschpisin (sieben Gäste-Geister der Stammväter,die die jüdischen Familien an Sukkot be-suchen) zu singen. Er blickte auf und sah Awraham — den ersten Ehrengast der Uschpisin für die erste Nacht des Feiertages. Rabbi Pinchas rief verzweifelt: „Awraham, unser Vater! Warum kommst du nicht in meine Sukka?― „Ich verkörpere die Barmherzigkeit―, antwortete Awraham, „und ich diene Haschem mit Taten, erfüllt mit Güte und Liebe. Und ich werde mich nicht an einen Tisch setzen, an dem es keine weiteren Gäste gibt.― Da begann Rabbi Pinchas zu beten, dass alles wieder so sein möge wie zuvor. Und wieder wurde sein Gebet erhört. Nach einiger Zeit kamen die Menschen wieder zum Haus des Rabbis, baten ihn, sie in seinem Gebet zu erwähnen und strebten nach seinem Segen. Wieder hatte er weniger Zeit für Torastudium, Gebet und Meditation. Aber dank des heiligen Gasts, der ihn an Sukkot besucht hatte, bereute er das nicht mehr.

Hag Sukkot Sameach, Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel