Schabbat Chol Hamoed Pessach

„Dwar“ der Woche

Der Pessach Seder ist eine Beschäftigung mit Wundern, die das Volk Israel auf dem Weg nach Eretz Israel erlebt hat. Seder bedeutet Ordnung, ein System für den Abend, welches uns hilft, den Auszug aus Ägypten nicht nur zu verinnerlichen, sondern auch zu erleben. Der „Sfas Emes“ fragt eine einfache Frage. Ordnung impliziert doch etwas, das nach normalen Regeln abläuft. Etwas ist „in Ordnung“, weil es nicht „verrückt spielt“. Die Geschichte von Am Israel, die Inhalte des Seders, sind alles andere als normal oder gewöhnlich. Wieso ist es ein Seder, eine Ordnung, die diesen Abend weist? Deshalb weil dies die Ordnung ist für Am Israel: Das Leben von Am Israel ist nicht normal, dies ist die Regel, die Ordnung, die wir daraus zu begreifen haben.

„Maisse“ der Woche

Vor langer Zeit lebten zwei Arme, die in den Städten zusammen schlenderten und bettelten. Einer von ihnen war Jude und der andere Nicht-Jude. Kurz vor Pessach, bot der Jude seinem "Kollegen" an zusammen zum Seder zu gehen, um dort gut zu speisen: „Wir werden dich einfach in jüdische Kleidung stecken und zusammen zur Synagoge gehen. Alle Juden laden zu sich zum Seder Arme ein.“ Der Nicht-Jude stimmte mit Freude zu. Wie gesagt, so getan, sie wurden zum Seder eingeladen, allerdings zu verschiedenen Familien. Nach ein paar Stunden trafen sie sich wieder. Zum Erstaunen des Juden, war sein Genosse äußerst unzufrieden. „Das heißt bei den Juden "recht gut zu essen“?! — schrie der Nicht-Jude — „Es war die größte Folter!“ „Was meinst du? Was ist geschehen?“ — fragte der Jude. „Was geschehen ist? Ihr Juden seid ein wahnsinniges Volk! Erst haben wir ein Glas Wein getrunken. Ich mag zwar Wein, aber nicht auf den hungrigen Magen! Dann haben wir ein wenig Kraut gegessen, aber ich hoffte, dass das Mahl bald anfangen würde. Sie saßen da und schwatzten. Und ich lächelte die ganze Zeit und nickte, um den Anschein zu geben, dass ich sehr gut verstehe, worüber die Rede sei, – wie du mir sagtest es zu tun.

Und ich sitze also da, wie der Dummkopf, — setzte der Nicht-Jude die Erzählung fort, — aus der Küche riecht es nach Fleisch, aber niemand bietet das Essen an. Und so zwei Stunden lang! Dann sollten wir noch nach ein Glas Wein trinken. Später haben sie sich die Hände gewaschen und fingen an Matzot zu essen - eine geschmacklose harte Waffel, wie alte Zeitung. Ja, dabei musste man sich auch noch auf die linke Seite stützen! Und hier noch reißt mir diese Matza die Kehle auf, im Mund brennt es! Es stellte sich heraus, dass sie Meerrettich dazugetan haben! Danke sehr! Also, ich bin dann aufgestanden und gegangen. Ich hatte genug!“ „Schade, dass ich es nicht vorher erwähnt habe, — erwiderte der Jude. — Gerade nach dem Meerrettich veranstaltet man ein prächtiges Mahl. Wenn du doch schon so lange gesessen hast, hättest du weitere 10 Minuten warten können…“. Um Jude zu sein, muss man lernen geduldig zu sein. Und wenn du schon den bitteren Meerrettich verschluckt hast, warte noch ein bisschen – und du wirst mit einem reichlichen und leckeren Mahl belohnt.“

„Konzept“ der Woche

Eigentlich kommt jedem in diesen Tagen die Frage in den Sinn: Wir haben soeben den Seder-Abend hinter uns und trotzdem feiern wir noch weitere sechs Tage. Wozu sind sie, es fehlt uns an tieferen Gründen. Der wirkliche Höhepunkt dieses Festes ist doch der Seder-Abend und wir haben uns schon an den Auszug erinnert und somit unseren Glauben gestärkt. Was bleibt uns noch zu tun? Ein ganz spezielles Ereignis fällt auf den 2. Tag von Pessach. Wir beginnen Omer zu zählen. Wir zählen 49 Tage bis zu der Übergabe der Tora, bis Schawuot am 50. Tag. Hat dieses Zählen eine Verbindung zu Pessach?

In der Kabbala finden wir einen sehr wichtigen Begriff der uns ein wenig Verständnis gibt. Es gibt für Ereignisse der Welt zwei Arten sich zu ereignen. Eine Art heißt „Itaruta de-leela“, d.h. eine Wirkung von oben, und die zweite „Itaruta de-letata“ die Wirkung von unten. Die Bedeutung dahinter ist, dass wir oft Wunder antreffen. Das was geschieht, kann aber ganz unterschiedliche Wurzeln haben. Wenn wir das Richtige tun und somit das Wunder, oder was auch immer auf uns zukommt, verdienen, dann heißt das „eine Wirkung von unten“. Die Menschheit hat selbst manchmal das Gute, manchmal das Böse, auf sich gezogen.

Doch gibt es auch „eine Wirkung von oben“. Vor dem Auszug aus Ägypten waren die Juden im Grunde Überhaupt nicht auf einem ordnungsmäßigen Weg und die Engel fragten sich, warum die Ägypter sterben müssen, während die Juden gerettet werden. Doch G-tt, der einen Plan mit uns hat, hat uns gerettet. Aber eben nicht weil wir es verdient haben, sondern weil Er alleine das bewirkt hat. Diese Entwicklung erfordert von uns jetzt eine aktive Beteiligung. Wir wurden durch den Auszug hochgezogen, obwohl wir nicht auf der entsprechenden Stufe waren. Der Grund dafür ist, dass G-tt gewusst hat, dass wir in 49 Tagen die Tora annehmen würden. Und genau deswegen zählen wir diese Tage, um uns selbst für dieses große Ereignis vorbereiten zu können. Jeder Tag soll eine Vorbereitung für die Annahme der Tora sein. Es stimmt, dass der Seder-Abend der Höhepunkt von Pessach ist, doch sind die restlichen Tage dazu da, um diesen Höhenflug zu verwirklichen und uns darauf zu besinnen, die erlebte Stufe wirklich erreichen zu können.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel