Paraschat Beha'alotcha

Die Parascha in Kürze
  • Aron wird beauftragt täglich die Menora zu zünden
  • Die Leviten werden für ihre Arbeit im Tempel vorbereitet
  • Die Juden, die nicht rein sind, können das Pessach-Opfer nicht bringen und bitten Moses um eine andere Möglichkeit. G-tt gibt ihnen den 14. Ijar (ein Monat nach Pesach )
  • Das Volk zieht vom Berg Sinai, Moses fertigt sich Trompeten an, um die Übersicht über die Nation zu behalten.
  • In der Wüste wird Am Israel mit dem „Man“ versorgt, doch sie sind damit nicht zufrieden und sehnen sich nach dem guten Essen Ägyptens. G-tt schickt ihnen Fleisch, doch sie sterben noch beim Essen, als Strafe für dieses Verlangen
  • Mirjam, die Schwester von Moses, und Aron sprechen üble Nachrede über Moses. Als Strafe bekommt sie „Zarat“(Aussatz)

„Dwar“ der Woche

Aron wird mit der täglichen Ehre die Menora anzuzünden bedacht. Er tut dies und wird im Talmud dafür gepriesen. Im Grunde ist es interessant, dass Aron ein Lob dafür bekommt, wenn es doch eine Ehre für ihn war. War es wirklich so schwer jeden Tag diese Arbeit zu verrichten? Im Talmud steht „Jeder Anfang ist schwer“. Ist es tatsachlich nicht umgekehrt

Wenn ein Mensch sich einer neuen Herausforderung stellt, hat er doch gerade dann Kraft und Lust diese richtig anzugehen. Warum ist dann der Anfang schwer? Der Anfang heißt nämlich „Anfang“, erst wenn man sich der wahren Auseinandersetzung egenübersieht. Dieses beginnt nicht in der ersten Phase, da hier noch die Euphorie der Neuigkeit angetroffen wird. Erst wenn diese verflogen ist, dann begreift man plötzlich, was vor einem liegt. Kein größeres Lob gibt es für Aron als die Tatsache, dass er jeden Tag mit gleicher Freude und gleichem Willen diese Mitzwa ausführte. Es wurde nie zu einer Routine und war jeden Tag, als ob es das erste Mal war.

„Midrasch“ der Woche

Trotz aller Wundertaten die das Volk durch die G“ttliche Fuhrung erlebte, kam in einem Teil des Volkes Unzufriedenheit auf und man horte Klagen. Sie murrten nicht heimlich, ganz im Gegenteil „Zu den Ohren G“ttes“ (Bamidbar 11:1), mit der Absicht gehort zu werden. Dieses Murren vergleicht der Midrasch mit einem Mann der auf dem Marktplatz herumgeht und den Konig des Landes mit lauter Stimme kritisiert. Auf die Mahnung der Umstehenden sich davor in Acht zu nehmen, sein Schimpfen bis zum Konig kommen zu lassen, antwortet er „ich will doch, dass der König hort, was ich an seiner Fuhrung auszusetzen habe.“

G“tt vernahm das Murren des Volkes. Sein Zorn entbrannte nicht nur wegen des Murrens, sondern auch weil die Radelsfuhrer im Geheimen das Volk aufhetzten an G“ttes Kraft das Volk zu fuhren zu zweifeln. „G“tt soll fahig sein einen Tisch mit Essen in der Wuste zu richten?“ (Psalmen 78:19), sagten sie. Damit wurde G“ttes Ehre besudelt und diese ist ein „verzehrendes Feuer“ (Dwarim 4:24) Darum strafte G“tt das Volk mit Feuer. Das Feuer loderte auf unter ihnen und fras am Rande des Lagers. Da sagen die Weisen „am Rande des Lagers“, sind die Mitlaufer, die dem Lager von Israel nachliefen und sich anschlossen.

Aus dem Geschehen lehrt Rabban Gamliel, dass wer uber seinen Nachsten im Verborgenen schlecht redet, fur ihn gibt es keine Suhne, so wie die Schrift sagt: „Wer seinen Nachsten heimlich verleumdet, den bringe Ich zum Schweigen …“ (Psalmen 101:5)

„Konzept“ der Woche

Das judische Volk beklagt sich uber das Essen, das sie in der Wuste erhalten. Dieses „Man-Brot“ sei nicht gut. Sie erinnern sich an das gute Essen in Agypten. Sie erwahnen insbesondere „die Zwiebeln, Knoblauch und Melonen, die wir in Agypten hatten, die fehlen uns jetzt.“ Gab es keine andere Spezialität in Agypten? Wenn wir die Geschichte der Juden in Agypten genau betrachten, sehen wir, dass sie sich nie der dortigen Kultur angepasst haben. Sie werden sogar gelobt, dass sie ihre eigene Kultur beibehalten haben und sich nicht beeinflussen liesen. Sollten sie sich denn gerade beim Essen an das ägyptische Leben angelehnt haben?

Bevor wir uns mit dem Grad der Verfehlungen des jüdischen Volkes in der Wuste befassen, mussen wir uns klarmachen, auf welch hohem spirituellen Niveau die Generation der Wuste stand. Oft sieht es fur uns so aus, als konnten wir ihre Fehler mit unseren Augen verstehen und beurteilen. Da wir aber weit entfernt sind von der hohen Stufe, auf der sie sich befanden, ziehen wir diese Menschen so auf unsere Stufe hinunter und werden uns nur so ihrem Verhalten nahern, indem wir versuchen zu verstehen, dass wir von ihrem spirituellen Niveau so weit entfernt sind, dass wir mit unseren Augen nur schwer Einsicht finden. Unsere Weisen schreiben im Talmud (Midrasch Behaalotcha, Kap. 17), dass die Tora nur an die Generation ubergeben werden konnte, die das Man gegessen hat. Warum war das eine Vorbereitung oder sogar eine Bedingung fur den Empfang der Tora?

Heute kommt immer wieder die Frage auf, wie es sein kann, dass es so viele Menschen gibt, die den ganzen Tag Tora lernen und sich nicht dem Broterwerb zuwenden. Dies ist eine Frage der Einstellung zum Leben. Wie kann man unter solchen Umstanden eine Familie grunden? Ist dies ein verantwortungsvoller Ansatz? Kann man nicht einem Beruf nachgehen und trotzdem richtig Tora lernen? Es gibt auf diese Frage keine eindeutige Antwort. Aber es ist klar, dass sich die Allgemeinheit nicht von allem Weltlichen absondern kann, um Tora zu lernen, sondern dass dies vielleicht nur Auserwahlte tun konnen.

Aber beim Empfang der Tora war das gesamte judische Volk auf dieser Stufe. Sie hatten nichts Materielles und kein Verlangen nach Weltlichem. Das Man wird auch „Brot der Engel“ genannt und war dazu da, sie von allen Arbeiten zu befreien und sie sich ganz dem Toralernen widmen zu lassen. Das war eine sehr hohe Stufe, auf der man sich sehr schwer halten konnte. Nicht immer will der Mensch dort „oben“ bleiben. Es war also nicht der agyptische Lebensstil, den sie wollten, sondern die Ruckkehr zum Alltag. Sie wollten ein normales Leben, wo sich jeder sein Auskommen verdient.

Wenn man in der Nahe des Konigs lebt, muss man sich anders benehmen. Das aber wollten sie nicht mehr. Auch wir spuren manchmal nach Feiertagen oder anderen Ereignissen eine starke Nahe zu G“tt und freuen uns daruber. Aber wenn dieses Gefuhl sehr lange andauert, haben wir plotzlich genug. Wir wollen nicht dem andauernden Druck ausgeliefert sein, durch diese Gefuhle angebunden zu sein. Der glaubige Mensch aber weis, dass er diese Nahe zu G“tt sowieso hat und es nur von Vorteil ist, wenn er sie auch spurt.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel