Paraschat Wajetze

Die Parascha in Kürze
  • Jakow flüchtet vor seinem Bruder Esaw, der ihn töten will. Auf seinem Weg verspricht ihm G"tt, ihn zu beschützen
  • Jakow kommt zu seinem Onkel Lawan, der ihm Unterkunft anbietet. Als Gegenleistung arbeitet er für Lawan und möchte dessen Tochter Rachel heiraten
  • Lawan gibt ihm jedoch seine andere Tochter, Lea, zur Frau und er muss um Rachel weitere sieben Jahre arbeiten
  • Als die Zeit gekommen ist, zurück nach Israel zu gehen, möchte Jakow Lohn für seine Arbeit erhalten. Doch Lawan betrügt ihn darum, so dass er am Ende entscheidet zu fliehen.
  • Lawan verfolgt ihn. Als er ihn einholt, wird ein Bund geschlosen, sich nicht mehr zu streiten. Danach kann Jakow in Ruhe
    nach Israel weiter reisen

„Dwar“ der Woche

Jakow macht sich auf den Weg zu seinem Onkel Lawan. Dort angekommen wird ihm plötzlich klar, dass er an Jerusalem vorbeigezogen ist, ohne dort halt zumachen und zu beten, sein Weg möge von Erfolg gesegnet sein. Sofort begibt er sich zurück. Da geschieht ein Wunder und er bewerkstelligt den weiten Weg sehr schnell. Unsere Weisen fragen, warum G―tt ein solches Wunder vollbracht hat. Warum hat er Jakow nicht einfach erinnert, als er zuerst in der Nähe Jerusalems war?

Durch die eigentlich einfache Antwort geben uns unsere Weisen ein gutes Beispiel dafür, wie man sich verhalten soll. Erst als sich Jakow selbst erinnert, was er versäumt hat, hilft ihm G―tt, sein Ziel schneller und leichter zu erreichen. Den ersten Schritt muss immer der Mensch selbst machen. Erst dann kann er Hilfe von Oben bekommen. Eigeninitiative ist die Voraussetzung, g―ttliche Hilfe in Anspruch nehmen zuwollen.

"Konzept“ der Woche

Jakow, der viele Jahre bei seinem Schwiegervater gearbeitet hatte, hört die Prophezeiung, dass die Zeit gekommen sei, wieder nach Israel zurückzukehren. Er muss aber erst mit Lawan den Lohn für seine Arbeit vereinbaren und seine beiden Frauen überzeugen, nach Israel mitzukommen. Jakow ruft seine Frauen aufs Feld, wo er als Hirte arbeitet, und sagt: „Ich habe viele Jahre ehrlich für euren Vater gearbeitet, nie etwas genommen, was mir nicht gehört, und meine Arbeitszeit immer eingehalten. Doch als ich meinen Lohn verlangte, belog er mich mehrere Male und gab mir nicht, was mir zustand. Auch hat sich G―tt an mich gewandt und mir gesagt, ich müsse mein Versprechen einhalten, das ich auf dem Weg zu Lawan gemacht hatte.
Diese Reihenfolge der Argumente ist eigentlich unverständlich. Wenn es ein Befehl G―ttes war und er weiß, dass seine beiden Frauen dem Befehl sicher folgen werden, muss er dann die Probleme mit seinem Schwiegervater aufführen? Es ist interessant, dass auch Rachel und Lea sich in ihrer Antwort auf die Prophezeiung beziehen. Sie fragen Jakow nur: „Was soll uns denn hier halten? Können wir von unserem Vater eine Mitgift hier erwarten? Kein Wort über den Befehl G―ttes! Wie kann das bei so großen Menschen sein?
Eines der schwersten Dinge im Leben ist es, mit sich selbst ehrlich zu sein. Wenn man versucht, sich seiner Stufe angemessen zu entwickeln, kommt man immer wieder zu diesem Punkt. Wo stehe ich wirklich? Hier sind nun die größten Menschen und geben uns ein Beispiel dafür, wie weit man mit sich ehrlich sein muss. Sogar sie sind erst überzeugt, wenn sie einsehen, dass es sich einfach lohnt, nach Israel zu ziehen. 

Biographie der Woche

Ab heute werden Sie in unserem Daf einen neuen Teil vorfinden, der sich mit der Biographie eines bedeutenden jüdischen Denkers befasst. Diese Person hat in der Zeit der Herausgabe des jeweiligen Dafs entweder Jahrzeit oder, wie im Falle Rabbiner Hoffmans, Geburtstag. Wir hoffen, dass wir mit diesem Einblick in die jüdische Geschichte unseren Lesern weitere Fenster in unsere jüdische Tradition öffnen werden.
Als Autor dieser neuen Rubrik begrüßen wir Herrn Esriel Sternbuch aus Jerusalem sehr herzlich
Rabbiner David Zvi Hoffman (Geburtstag am 1. Kislew)

David Zvi Hoffman lebte von 1843 bis 1921. Er wurde in Verbó (damals Ungarn) geboren, lernte zu Beginn in den Jeschiwot von Verbó und Papa und anschließend in der Jeschiwa von Maharam Schick in Birgin in der Nähe von Pressburg (heute: Bratislava).
Nachher lernte er im Rabbinerseminar von Rabbi Esriel Hildesheimer in Eisenstadt. Nachdem dieser gezwungen war, sein Seminar zu verlegen,
ging David Zvi Hoffman nach Pressburg in die Jeschiwa des Ktav Sofer. Nach dieser Tora-Ausbildung widmete er sich akademischen Studien an den Universitäten von Wien und Berlin und erhielt den Doktortitel an der Universität Tübingen. Seine Studien konzentrierten sich in erster Linie auf Philosophie, Geschichte und östliche Sprachen.
1872 heiratete David Zvi Hoffman und nahm anschließend einen Ruf von Rabbiner Samson Rafael Hirsch an, an dessen Schule in Frankfurt als Lehrer zu wirken. 1873 wurde er Dozent am Rabbinerseminar in Berlin und unterrichtete dort Talmud und Halacha. 1899 starb Rabbiner Hildesheimer und David Zvi Hoffman wurde zum Rektor des Seminars ernannt. Diese Funktion übte er bis zu seinem Tode aus. 1918 wurde er von der Berliner Universität zum Professor ernannt.
Eine Würdigung der Persönlichkeit und des Einflusses von David Zvi Hoffman, vor allem bezogen auf das deutsche Judentum, ist im Rahmen dieses kurzen Lebenslaufes nicht möglich. Seine Schriften umfassen Wissenschaft, Auseinandersetzung mit der „Bibelkritik" und Halacha [Responsa „Melamed lehoil"]. Ein großer Teil davon ist auf Deutsch geschrieben.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel