Paraschat Vaikra

Die Parascha in Kürze
  • G”tt ruft Mosche aus dem Mischkan zu und teilt ihm die Opfergesetze mit, für Tier- und Speiseopfer
  • ein Ganzopfer – Olah – bestehend aus Rind, Schaf, Ziege oder Taube, das völlig auf dem Altar verbrannt wird
  • fünf verschiedene Speiseopfer - Mincha – aus feinem Mehl, Olivenöl und Weihrauch
  • ein Friedensopfer – Schlamim – wird teilweise auf dem Altar verbrannt, teilweise von den Kohanim und teilweise vom Opfernden verzehrt
  • verschiedene Arten von Sündopfern – Chatat – für unbeabsichtigte Sünden
  • ein Schuldopfer – Ascham

Torah_scroll„Konzept“ der Woche

SSefer Schmot haben wir vorige Woche mit dem Bau und der Errichtung des Mischkans beendet. Der Mischkan wurde erbaut, damit G"tt unter dem jüdischen Volk wohnt und es Ihm dort Opfer bringen kann. In der Parascha dieser Woche geht es nun um die Opfer.

Rambam (Maimonides) schreibt in Hilchot Me'ila, dass wir uns mit allen Kräften bemühen sollen, die Gründe für unsere Mitzwot zu verstehen. Aber selbst wenn es uns nicht gelingen sollte, müssen wir jede Mitzwa so erfüllen, als ob wir genau verstanden hätten, worum es geht. Nicht leicht sind die Mitzwot rund um die Opfer zu verstehen. Wie soll man sich durch solche Rituale G"tt nähern können?

Ramban (Nachmanides) hält den Opferdienst für den Ausdruck der Reue eines Menschen. Ein Mensch, der wirklich Teschuwa getan hat, ist sich im Klaren, dass er durch das Begehen der Sünde sein Leben in Gefahr gebracht hat und er bittet G"tt, der alles Leben gibt und erhält, durch das Darbringen des Opfers an seiner statt um Vergebung. Er bekennt seine Sünde, indem er dem Opfertier seine Hände auflegt und bittet G"tt, das Opfer anzunehmen und ihm seine Sünde zu vergeben. Was können wir aber heute tun, wenn wir gesündigt haben, da wir ja kein Bet Hamikdasch mehr haben und daher keine Opfer mehr darbringen können?

Die Mischna sagt in Pirke Awot 1:2, dass die Welt auf drei Dingen steht – auf der Tora, der Awoda" und Wohltätigkeit. Was ist mit „Awoda" gemeint? Zu Zeiten des Tempels hat man den Opferdienst darunter verstanden, aber Rabbenu Jona (13. Jhd.) erklärt uns, dass heutzutage unsere täglichen Gebete dessen Platz einnehmen. Jeder der drei täglichen G"ttesdienste – Schacharit, Mincha und Ma'ariw mit der Schmone Esre als zentralem Gebet – erfüllt die Funktion einer Komponente des täglichen Opferdienstes. Es ist sogar so, dass unsere Gebete noch einen Schritt weitergehen als die Opfer, denn ein Chatat-Opfer, ein Sündopfer, konnte nur für eine Sünde sühnen, die man unabsichtlich begangen hatte, während das Gebet sogar für mit Absicht begangene Sünden Vergebung bringen kann.

Genauso wie uns die Tora detailliert sagt, wie die Opfer darzubringen sind, müssen wir uns vorbereiten und die Atmosphäre schaffen, wenn wir beten. Tur schreibt in Orach Chaim § 98, sehr darauf zu achten, dass die Art zu beten wirklich der Art des Opferdienstes entspricht. So wie ein Opfer inakzeptabel werden kann, wenn der Opfernde nicht die richtige Absicht damit verbindet, so müssen unsere Gebete frei von belanglosen Gedanken sein. Im Bet Hamikdasch trugen die Kohanim besondere Gewänder für den Opferdienst und so sollen auch wir uns korrekt kleiden, wenn wir beten, denn auch in einer solchen Äußerlichkeit drücken wir aus, dass wir vor dem Höchsten König stehen. Wenn die Art unseres Gebets dem g"ttlichen Dienst im Tempel ähnelt, werden unsere Gebete zu Ihm aufsteigen und Er wird sie erhören.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Chaim Joseph David Azulai - Chida (Jahrzeit 11. Adar II)

Rabbi Chaim Joseph David Azulai wurde 1724 in Jerusalem in eine bedeutende sephardische Rabbinerfamilie geboren. Er ist auch unter dem Akronym seines Namens – Chida – bekannt. Chida zeigte sichschon als Kind als außerordentlich begabt und wurde vonden bedeutendsten Rabbinern seiner Zeit in Eretz Israel unterrichtet. Er erwarb sich früh den Ruf eines hervorragenden jüdischen Gelehrten, was ihm, verknüpft mit seiner Frömmigkeit und seinem imposanten Auftreten, die Aufgabe eines Meschulach, eines Gesandten der jüdischen Gemeinschaft in Israel, einbrachte, der für die Juden Israels in Europa und Nordafrika Geld sammelte.

Diese Aufgabe erfordertenicht nur große Gelehrsamkeit, sondern war damals auch mit großen Gefahren verbunden und dauerte oft viele Jahre. Chida nutzte seinen Aufenthalt überall, um in Bibliotheken und privaten Sammlungen nach jüdischen Schriften berühmter Rabbiner zu suchen. Die umfassenden Kenntnisse, die er sich auf diese Weise erworben hatte, flossen in sein Werk „Schem Hagedolim (Name der Großen)" ein, in denen etwa 1500 Autoren und deren Schriften beschrieben werden. Es handelte sich um das erste Werk seiner Art und hat viele der darin enthalten Autoren so vor der Vergessenheit bewahrt. Immer wieder kehrte Chida in sein geliebtes Israel zurück, aber er repräsentierte die Juden Israels so gut, dass er als bald wieder auf Reisen geschickt wurde.

Mehrere Jahre hatte er auch die Rolle des Oberrabbiners Ägyptens inne. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er schreibend und publizierend in Livorno/Italien, wo er 1807 starb. Seine sterblichen Überreste wurden später auf dem Har Hamenuchot in Jerusalem begraben. Chida war einer der herausragenden Rabbiner des 18.Jahrhunderts. Mehr als 70 seiner Schriften sind überliefert, zu denen Kommentare zu Tora und Talmudgehören sowie halachische Entscheidungen. Interessant sind auch seine Tagebücher, die das jüdische Leben seiner Zeit wunderbar widerspiegeln.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel