Paraschat Matot

Die Parascha in Kürze
  • Ein Mensch kann ein Gelübde ablegen. Er muss sich streng an sein Versprechen halten.
  • Nach dem Krieg gegen die Midianiter wird die Kriegsbeute verteilt. Die Gegenstände müssen aber gereinigt werden. Es werden alle Gesetze erwähnt, wie man Töpfe koscher macht.
  • Der Stämme Reuwen und Gad wollen schon auf der östlichen Jordanseite Land einnehmen. Mosche gewährt es ihnen, aber nur unter der Bedingung, dass die Männer nach Israel mitgehen und ihren Brüdern im Krieg helfen.

Torah_rolle„Dwar“ der Woche

Die Stämme Reuwen und Gad wenden sich an Mosche und erklären, dass sie im Land jenseits des Jordans bleiben wollen, wo sich das Volk gerade befindet. Dort gibt es genug Weideland für ihr Vieh und sie können dort ihre Familien und Tiere gut versorgen. Mosche hat allerdings Angst bei dieser Bitte. Hatte man nicht gerade vierzig Jahre in der Wüste wegen übler Nachrede über das Land Israel verbringen müssen? Jetzt kommen sogar zwei Stämme und ziehen es vor, nicht nach Eretz Jisrael einzuziehen. Wie werden die übrigen Stämme sich im Krieg einsetzen wollen, wenn sie wissen, dass ein Teil des Volkes jenseits des Jordans bleibt und sich nicht für das Land Israel opfern muss?

Mosche erhält von den beiden Stämmen Reuwen und Gad die Antwort, dass sie sich gar nicht vom Krieg zurückziehen wollen, sondern sogar als Erste in den Krieg gehen wollen, aber Familie und Vieh zuvor zurücklassen möchten. Erst wenn das gesamte Land erobert sein wird, werden sie sich zurückziehen. Unter diesen Voraussetzungen nimmt Mosche ihr Gesuch an.

Ist es nicht merkwürdig, dass sich Mosches Bedenken nur darauf bezogen, ob die beiden Stämme sich am Kriegsdienst beteiligen würden? War ihre Bitte an sich nicht gegen G“ttes Willen? Unser Land ist das auserwählte Land für unsere Nation und nun sagt ein Teil der Nation, er möchte lieber nicht einziehen? Es sieht auch nicht aus, als sei ihr Begehren ein Fehler und sie empfangen sogar Lob dafür, sich tatsächlich an ihre Bedingungen gehalten zu haben. Wie kann das sein?

Alles, das G“tt in dieser Welt erschaffen hat, existiert, um Ihm Lob und Ehre zu geben. Alles auf dieser Welt muss G“ttes Größe hervorbringen. Auch die schlechten Dinge existieren, um G“ttes Licht hineinzubringen. Alles Materielle der Welt muss man richtig benutzen, um G“tt dadurch Ehre zu erweisen und Seine Größe zu zeigen.

Die beiden Stämme haben ihr großes Vermögen als eine Aufgabe gesehen – als ein Zeichen, was wirklich vom Menschen verlangt wird. Es war sicherlich auch ihr Wunsch, nach Eretz Jisrael zu ziehen, aber sie sahen dort keine Möglichkeit, ihre materiellen Gaben zu entwickeln. Daher war es kein Fehler ihrerseits, nicht ins Land einziehen zu wollen.

Nach dem Krieg kehren die Männer der Stämme Reuwen und Gad zu ihren Familien zurück und stellen auf dem Weg einen großen Altar auf. Sofort halten alle es für Götzendienst, denn es war ja sonst verboten, einfach irgendwo zu opfern. Aber die Erklärung kommt gleich und sie sagen, dass G“tt wisse, dass sie nur gute Gedanken hatten. Denn wenn ihre Kinder nicht den großen Altar sehen, werden sie denken, dass sie nicht Teil der Nation sind und eher dem Götzendienst zuneigen. Obwohl sie sich mit dem Weltlichen, dem Materiellen, befassen, wollen sie immer in lebhafter Erinnerung behalten, Teil der Nation zu sein und auf ihre Art und Weise genauso G“tt zu dienen. Je mehr man sich mit dem Weltlichen befasst, desto größer ist die Gefahr, die Resultate nicht mehr als Teil der Arbeit anzusehen. Daher bauten sie einen Altar, um sich ständig daran zu erinnern, aus welchem Grund sie sich eigentlich mit dem Weltlichen abgeben.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Schlomo Ganzfried - Jahrzeit 26. Tammus

 

Rabbiner Ganzfried wurde 1804 in Ungvar geboren, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte. Nach dem frühen Tod seines Vaters und aufgrund seiner genialen Begabung wurde er von Rabbiner Zwi Hirsch Heller aufgezogen und unterrichtet, der Oberrabbiner und Rosch Jeschiwa in Ungvar war. Nach seiner Ordination zum Rabbiner arbeitete er kurze Zeit als Weinhändler. 1830 akzeptierte er die Rabbinerposition in Bresowitz und kehrte 1849 als Dajan unter Rabbiner Meir Eisenstädter, einem Schüler des Chasam Sofer, nach Ungvar zurück. In der Auseinandersetzung mit der Haskala wurde Rabbiner Ganzfried klar, dass die weniger gebildete jüdische Bevölkerung einen klaren Wegweiser durch die Halacha benötigte. Dies veranlasste ihn dazu, den „Kitzur Schulchan Aruch“ zu schreiben, der auf relativ kurze und prägnante Weise die praktischen Gesetze des täglichen jüdischen Lebens in einfachem Hebräisch zusammenfasste. Er richtete sich darin nach den Minhagim Ungarns seiner Zeit. Der Kitzur Schulchan Aruch wurde sehr schnell positiv aufgenommen und spielt bis heute eine Rolle. Heutzutage gibt es ein Kitzur Schulchan Aruch Yomi – Programm, bei dem die Teilnehmer täglich überall auf der Welt denselben Abschnitt aus dem Kitzur Schulchan Aruch lernen und innerhalb Jahresfrist das Werk vollenden.

Rabbiner Ganzfried schrieb weitere grundlegende Bücher, die seine Expertise in sehr vielen Themen zum Ausdruck brachten. Im Alter von dreißig Jahren veröffentlichte er das Buch „Kesses Hasofer“, das die halachischen Grundlagen des Schreibens von Torarollen, Mesusos etc. behandelt. Der Chasam Sofer schrieb in seiner Befürwortung dieses Buches, dass jeder Sofer den Inhalt des Buches beherrschen solle.

Rabbiner Ganzfried lebte bis zu seinem Tod im Jahre 1886 als Dajan in Ungvar.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel

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