Daf Schoftim

Die Parascha in Kürze

Dieser Wochenabschnitt beinhaltet zahlreiche Ge- und Verbote:

  • Gerichtshöfe in Städten einzurichten, mit oberstem Gerichtshof in Jerusalem
  • Nach Inbesitznahme Israels einen König zu bestimmen
  • Einem Kohen von jeder Schlachtung seinen Anteil zu geben; auch wird er für seine Arbeit im Tempel durch verschiedene Anteile der Opfer bezahlt
  • Volles Vertrauen zu G“tt zu haben und somit sich nicht mit mystischen Kräften und Zaubereien zu beschäftigen
  • Verbot, falsche Zeugenaussagen zu leisten und die Strafe dafür
  • Armeeberufung: keine Pflicht für jemanden, der soeben geheiratet hat, ein neues Haus bezogen, eine neue Rebe gepflanzt hat
  • Vor der Kriegsentscheidung zu versuchen, den Konflikt in Frieden zu lösen
  • Selbst im Krieg ist es verboten, Obstbäume zu zerstören
  • Beim Fund eines unbekannten Toten zwischen Städten sühnt die am nächsten gelegene Stadt für ihn

Torah_scroll„Dwar“ der Woche

Die Tora lehrt uns in Vers 20:19, keine Obstbäume zu fällen und dies auch zu beachten, wenn wir uns im Krieg befinden und Holz benötigen. Stattdessen solle man anderes Holz suchen. Eine Idee, die dem herkömmlichen Verhalten im Krieg stark widerspricht.

Tatsächlich möchte uns die Tora an dieser Stelle vor willentlichen Verschwendungen und Missbrauch der Umwelt warnen. Die Welt wurde durch G“tt erschaffen und der Menschheit übergeben, „sie zu bearbeiten und zu bewachen.“ Die Tora lehrt uns nicht nur an dieser Stelle, immer Hochachtung und Respekt vor den Geschöpfen und Schöpfungen G“ttes zu haben. Extreme Situationen können entstehen, jedoch verschwindet die Verantwortung des Menschen nicht.

„Konzept" der Woche

Bei genauer Betrachtung unserer Parascha erkennen wir, dass alle aufgeführten Gesetze mit dem Aufbau einer funktionierenden Gesellschaft in Israel zu tun haben. Ob es sich um das Gebot handelt, Gerichte zu installieren oder einen König in Israel zu benennen – alles gehört zur Infrastruktur einer Gesellschaft, deren Mitglieder sich einander gegenüber sozial verhalten. Bevor wir nach Eretz Jisrael einziehen, müssen diese Grundsätze klar dargelegt werden. Dazu gehören auch die Regeln der Kriegsführung. Aber dazwischen werden uns Gebote genannt, die auf Anhieb nicht erkennen lassen, was sie mit dem Aufbau der idealen Gesellschaft zu tun haben. Es handelt sich dabei um die Gesetze, sich nicht mit Zauberei oder mit mystischen Dingen zu beschäftigen.

In Vers 18:13 heißt es: „Vollkommen sollst du sein mit deinem G“tt.“ In diesem Vers steckt der Grund, warum wir uns nicht mit solchen Dingen befassen dürfen. Denn wir sollen einen vollkommenen Glauben haben. Es ist verboten, sich die Zukunft vorhersagen zu lassen oder die Sterne zu betrachten, um zu sehen, wie sich die Dinge genau in der Zukunft entwickeln werden. Was bedeutet das Wort „tam – vollkommen“?

 

Dieses Wort wird im Hebräischen oft um Zusammenhang mit dem Wort „jaschar – gerade“ erwähnt. In Psalm 37:37 heißt es, dass jemand, der vollkommen ist, normalerweise auf dem geraden Weg geht. Ramban schreibt, dass Adam wie alle Geschöpfe der Natur gewesen wäre und immer G“ttes Willen erfüllt hätte, wenn er nicht gesündigt hätte. Er hätte nämlich gar keine Möglichkeit zu widersprechen gehabt. Wenn er also diese erste Prüfung bestanden und nicht von der Frucht des Baumes gegessen hätte, wäre er auf eine sehr hohe Stufe gelangt. Er zitiert dazu König Salomon in Kohelet (7:29), der sagt, dass G“tt den Menschen als Gerechten geschaffen hat und die Menschen sich viele Auswege gesucht haben.

Wir sind von Natur aus gerade und gerecht, denn genau so hat uns G“tt erschaffen. Durch den bösen Trieb haben wir die Kraft verloren, natürlicherweise G“ttes Wegen zu folgen. Es ist unsere Aufgabe zu versuchen, dahin zurückzukehren. Wir müssen einen Glauben erreichen, mit dem wir Dinge ganz natürlich annehmen und nicht immer zuerst Beweise haben müssen, dass Er wirklich immer nur das Beste für uns will. Aus diesem Grundsatz heraus sollen wir nie versuchen, die Zukunft zu ergründen, sondern G“ttes Weg ohne Kalkulationen zu folgen.

Wenn wir eine funktionierende Gesellschaft aufbauen wollen, müssen wir zuerst wissen, wer den Kern dieser Gesellschaft bildet und von wem sie zusammengestellt ist. Zum Zeitpunkt also, wo das jüdische Volk vor dem Einzug ins Land steht und die Regeln des Zusammenlebens dargelegt werden, wird uns mit diesem Gesetz gezeigt, wer wir wirklich sind. Nur wenn wir das Ziel unserer Bestrebungen vor Augen haben, können wir eine ordentliche Gesellschaft aufbauen.

 

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel

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