Wochenabschnitt Acharej Mot-Kedoschim

BS''B

Acharei bedeutet "nach", wie in dem die Parascha eroeffnenden Passuk geschrieben steht: "G"TT sprach zu Mosche nach dem Tod der zwei Soehne Aharon's - als sie G"TT nahe kamen und sie starben." In Chassiduth wird erklaert, dass Aharon's Soehne nicht starben, weil sie etwa schlecht gewesen waeren oder G"TTES Wille zuwider gehandelt haetten. Sie waren vielmehr Gerechte, die G"TT nahe kommen wollten. Dieses Verlangen, G"TT nahe zu kommen, wurde in ihnen jedoch so stark, dass sie nicht mehr in Ihrer normalen, koerperlichen Existenz weiter verbleiben wollten, in welcher sich eine Person immer noch als von ihrem Schoepfer getrennt fuehlt, so dass sie dahinschieden. Daher beschreibt der Passuk auch den Grund fuer ihren Tod als: "Sie kamen nahe vor G"TT und (daher) starben (sie)."

 

Auf den ersten Blick scheint es, als sei das Verlangen von Nadav und Avihu, G"TT nahe zu kommen, fehl am Platze, da G"TT schliesslich nicht unseren Tod - sozusagen aus Liebe zu Ihm - moechte. Nadav's und Avihu's Verlangen danach, G"TT nahe zu kommen, und dabei sogar ueber die Grenzen der koerperlichen Existenz zu gehen, war hingegen vollkommen angemessen und in Ordnung - in einem zeitlich begrenzten Rahmen jedoch! Ihr Fehler lag vielmehr darin, dass sie diese intensive spirituelle Erfahrung nicht wieder in das alltaegliche und normale Leben zurueck zu reflektieren vermochten.

Mit anderen Worten: Wenn eine Person niemals das Verlangen danach hat, ihre Existenz in der Mondaenitaet des alltaeglichen Lebens zu verlassen, um in spiritueller Weise ihrem Schoepfer nahe zu kommen, mangelt es dieser Person auch an spiritueller Sensibilitaet. Wenn auf der anderen Seite eine Person das Verlangen danach hat, G"TT spirituell nahe zu kommen, muss sie sich aber gleichzeitig dessen bewusst sein, dass G"TT sie in diese Welt der koerperlichen (mondaenen) Existenz gebracht hat, weil sie eine Aufgabe in dieser Welt zu erfuellen hat, und folgerichtig auch in diese zurueckkehren muss.

So wie der Herzschlag eines gesunden Herzens aus abwechselnd Kontraktion und Entspannung besteht, so drueckt sich ein gesundes spirituelles Leben ebenfalls in abwechselnd spirituellem Aufstieg und anschliessender Ruckkehr aus. Die intensive Spiritualitaet von Nadav und Avihu war fuer sich genommen also letzlich eine sehr gute Eigenschaft. Der Umstand, dass sie es unterliessen, die Liebe, welche sie in ihrer intensiven G"TTES-Erfahrung emfangen haben, zuruck in diese Welt zu reflektieren, war indes ein Fehler; was aber letztlich nicht bedeutet, dass wir nicht dennoch von ihren positiven Eigenschaften lernen koennen. Dies ist auch genau ein Grund dafuer, warum die Parascha "Acharei" (d.h. "nach") genannt wird. Nadav und Avihu sind die ersten Individuen, von der die Thora berichtet, dass sie ein so intensives Verlangen nach der Naehe G"TTES hatten, was gleichzeitig eine neue Praezedenz fuer das Juedische Volk darstellt; betreffend den moeglichen Grad der Sehnsucht nach der Naehe G"TTES.

Daher: "Nach dem Tod der Soehne Aharon's," betrat das Juedische Volk eine neue Aera, eine Aera von hoeherer Spiritualitaet.

Schabbat Schalom!

* basierend auf Sichat Schabbat Acharei-Kedoschim 5750.