Wochenabschnitt - BeHar/Behukotaj

BS“D

Die dies wöchige Doppel-Parascha beginnt mit der Mitzwa des Schmittah (des Schabbatjahres); sie beginnt mit den Worten: "Vajedaber HASH"M El Moshe Behar Sinai" (HASH"M sprach zu Mosche auf dem Berg Sinai). Folglich wird die Parascha (bzw. dieser Teil der Doppel-Parascha) "Behar" (d.h. auf dem Berg) genannt.

Raschi erklärt hierzu, dass der Grund für diese Worte folgender ist: So wie die Mitzwa des Schmittah am Sinai gegeben wurde, sind alle Mitzwot am Sinai gegeben worden. In Pirke Avot (in den Sprüchen der Väter) steht geschrieben: "Mosche Kibel Thora Mi'Sinai" (Mosche empfing die Thora am Sinai). Dass bedeutet, dass die gesamte Thora am Berg Sinai übergeben wurde (d.h. sowohl die schriftliche wie auch die mündliche Lehre).

Warum ist es aber so wichtig zu erwähnen, dass die Thora am Berg Sinai gegeben wurde?

Der Talmud berichtet, dass als G"TT die Thora geben wollte, viele große und mächtige Berge danach begehrten, dass die Thora auf ihnen übergeben werde. Jeder dieser Berge brüstete sich mit seiner Höhe und Mächtigkeit. G"TT aber erwählte den Berg Sinai, welcher der kleinste und bescheidenste von all diesen Bergen ist.

Dies lehrt uns den unschätzbaren Stellenwert von Bescheidenheit. Wir sollen so bescheiden sein wie der Berg Sinai. Sollte dies jedoch die einzige Lehre des Sinai sein, sollte die Thora nicht dann erst gar nicht auf einem Berg gegeben worden sein? Sicher, wir können die Tatsache, dass der Berg Sinai kleiner als seine Konkurrenten ist, sehr schätzen - letztlich handelt es sich aber dennoch um einen Berg, der sich über die ihn umgebende Wüste hinweg erhebt. Er verkörpert letztlich also auch ein gewisses Maße an Stolz. Wenn G"TT uns also hiermit den Wert von Bescheidenheit lehren wollte, warum gab Er uns die Thora nicht konsequenterweise in einem Tal?

Die Lehre des Sinai ist vielmehr zweifältig: Auf der einen Seite ist es notwendig, bescheiden zu sein, da G"TT sich "unwohl" unter den Arroganten fühlt und Bescheidenheit essenziell für das Studium der Thora ist.

Auf der anderen Seite brauchen wir auch Stolz, da dieser ebenfalls eine notwendige Zutat für unseren Dienst an G"TT ist. So spricht der erste Paragraph des Schulchan Aruch ("Gedeckte Tisch"  Jüdischer Gesetzeskodex) auch davon, wie wichtig Stolz für unseren Dienst an G"TT ist. Manchmal passiert es, dass sich andere Menschen über uns lustig machen, wenn wir eine Mitzwa erfüllen. Wenn es uns nun in einer solchen Situation am nötigen Stolz fehlt, würden wir vielleicht - der Himmel möge verhüten - deswegen die Erfüllung dieser Mitzwa unterlassen. Wenn die Erfüllung von Mitzwoth sowie guten Taten von einem gewissen Stolz getragen ist, werden wir ihrer wegen auch niemals beschämt oder entmutigt sein.

Diese Art von Stolz stammt auch nicht von Arroganz, sondern vielmehr von der Absicht, den Willen G"TTES zu erfüllen. Diese Art von Stolz verträgt sich letztlich auch mit Bescheidenheit: Wir können bescheiden sein - wie der Berg Sinai - und unsere Mitmenschen hoch schätzen. Gleichzeitig können
wir aber auch stolz und standhaft sein, wenn sich unser Dienst an G"TT einmal schwierig gestalten sollte.

Dies ist unter anderem auch ein Grund dafür, warum die Thora uns nicht einfach nur berichtet, "dass G"TT am Sinai zu Mosche sprach", sondern vielmehr, "dass G"TT am BERG Sinai zu Mosche sprach".

Schabbat Schalom!

* basierend auf Likutei Sichot, Vol. 1, S. 276