Wochenabschnitt - Ballak

Ma Tovu - der Wert von Bescheidenheit

In der dieswöchigen Parascha Balak lesen wir davon, wie Bilam das Jüdische Volk zu verfluchen versucht, es aber stattdessen letztlich segnet und preist. Eine seiner Lobpreisungen ist sogar Teil unseres täglichen Gebetes: "Ma Tovu Ohalecha Yaakov Mischkanotecha Israel" (wie gut sind Deine Zelte Jakob, Deine Heimstätten Israel).

Unsere Weisen Z"L erklären, dass Bilam sah, wie sich das Jüdische Volk in Bescheidenheit und Anstand übte. Ihre Zelte standen nebeneinander, die Eingänge der Zelte befanden sich aber nicht einander gegenüber.

Jede Familie lebte in Bescheidenheit und achtete die Privatsphäre anderer. Man könnte bemerken, dass wenn sich die Eingänge der Zelte einander gegenüber befunden hätten, dies natürlich und offensichtlich eine unangenehme Situation für jeden dargestellt hätte. Alle Menschen - nicht nur Juden – brauchen schließlich ihre Privatsphäre. Warum also ist der Umstand, dass das Jüdische Volk die Privatsphäre seiner Nachbarn achtete, hier besonders erwähnenswert?

Die Antwort hierauf liegt darin, dass das Jüdische Volk Bescheidenheit und Anstand jeder Zeit und in jedem Aspekt ihres Lebens praktizierten. Die meisten Dinge des Lebens werden dadurch feiner, bedeutender und letztlich G"TTlicher, wenn sie mit "Tz'niuth" - mit Bescheidenheit und Anstand getan werden.

Der allgemein bekannteste Bereich von Tz'niuth, von Bescheidenheit und Anstand im Judentum, ist der der Kleidung. Die Gesetze der Thora verlangen von uns, dass wir uns mit Anstand und Züchtigkeit kleiden, so wie es sich für die Söhne und Töchter Israels geziemt.

Die Bedeutung von Tz'niuth ist aber wesentlich umfangreicher und weiter, als nur auf die Kleidung begrenzt, zu verstehen. Tz'niuth bedeutet vielmehr, Bescheidenheit und Anstand in jedem Aspekt des Lebens an den Tag zu legen. Es bedeutet Bescheidenheit in der Art wie wir gehen - ein Jude sollte stets eine wundervolle Haltung einnehmen; in der Art wie wir sprechen - ein Jude sollte stets in einem höflichen und gewählten Ton sprechen; in der Art wie wir essen und trinken - ein Jude sollte mit dem Bewusstsein essen und trinken, sich dadurch zu kräftigen, damit er bzw. sie G"TT weiterhin mit Freude dienen kann. Juden legen Bescheidenheit und Anstand jederzeit an den Tag, nicht nur, wenn es sich um die Privatsphäre anderer dreht - dies ist es, was Bisam - der eigentlich Juden hasste - verstand, als er das Jüdische Volk segnete.

"Ma Tovu" lehrt uns also, dass Bescheidenheit und Anstand zu jeder Zeit und in jeder Situation, ob daheim ("Deine Heimstätten Israel"), oder auf der Reise ("Deine Zelte Jakob" - vorübergehende Heimstätten sozusagen), die richtige und korrekte Art zu leben ist. Bescheidenheit und Anstand haben letztlich sogar die Macht, selbst Flüche seitens unserer Feinde in Segen zu verwandeln.

Schabbat Schalom!

* basierend auf Likutei Sichot, Vol. 13