Wochenabschnitt Bo

So wie das Brechen des Willen Pharaos absolut und vollstaendig sein musste, so muss auch auf persoenlicher Ebene der Bruch beziehungsweise das Ueberwinden der egoistischen Triebe in jedem Bereich unseres Lebens, vollstaendig und absolut sein. Diese Botschaft finden wir im dieswoechigen Thora-Abschnitt Bo wieder.

Die meist gebraeuchliche Bedeutung des hebraeischen Wortes "Bo" ist "kommen", es bedeutet aber auch "eintreten" oder "eindringen".G"TT hat Mosche Rabeinu aufgetragen, in den innersten Kernbereich der Macht Pharaos einzudringen und seine Macht zu brechen.

Wie der Sohar es ausdrueckt [Sohar, Vol. II, 34a], liess G"TT ihn (Mosche Rabeinu) Kammer fuer Kammer durchqueren und ihn dabei in den innersten Bereich von Pharaos Palast vordringen. Mosche Rabeinu wurde mit der Aufgabe betraut, Pharao zu konfrontieren und seine Macht zu brechen, da die Negation beziehungsweise Ueberwindung des menschlichen Egos ein fundamentaler Bestandteil im Dienst eines Menschen an G"TT ist. Die Menschheit steht seit ihrer Erschaffung im Auftrag, diese Welt als eine Wohnstaette fuer G"TT zu gestalten, und dies ist grundsaetzlich nur moeglich, indem der menschliche Egoismus ueberwunden wird. Hochmut und Egoismus stehen naemlich der Offenbarung G"tlicher Wahrheit im Wege [siehe auch: Traktat Sotah 5a]. Und dennoch; die Ueberwindung des menschlichen Ichs kann der Mensch alleine nicht bewerkstelligen; dies ist nur durch die Hilfe G"TTES erreichbar.

Aus diesem Grund zoegerte Mosche Rabeinu auch, als er den Auftrag von G"TT erhielt, Pharaos Ego zu brechen. Er war sich dessen bewusst, dass diese Aufgabe zu gross fuer ihn alleine war. Und daher sprach G"TT zu ihm, "komme zu Pharao" ("Bo El Pharo"), das heisst "komme mit Mir zu Pharao", und nicht "gehe (alleine) zu Pharao". Mosche Rabeinu wuerde Pharao nicht alleine konfrontieren muessen. In seinem Zoegern wollte Mosche Rabeinu sich nicht etwa vor der ihm uebertragenen Aufgabe druecken; er war durchaus gewillt zu gehen, aber nicht in eigener Macht.

Durch sein Zoegern bat Mosche Rabeinu G"TT um Unterstuetzung; darauf hinweisend, selber nur als Bote fungieren zu koennen, da Pharaos Stolz allein durch die Macht G"TTES gebrochen werden kann. Und das Durchdringen sowie Ueberwinden der egoistischen Dimension Pharaos macht erst die Offenbarung einer positiven Dimension moeglich. Und so bezeichnet der Sohar das Haus Pharaos auch als "den Ort, an dem alles Licht in uneigeschraenkter Weise offenbart wird" [Sohar, Vol. I, 210a].

Diesen Gedanken weiter verfolgend, steht der Auszug aus Aegypten sodenn auch in direkter Verbindung mit der vollstaendigen und endgueltigen Befreiung aus der Galuth.Haetten wir es verdient, waere der Auszug aus Aegypten direkt und ohne Umwege in die letzt- beziehungsweise endgueltige Befreiung nach Eretz Israel verlaufen [siehe auch Sifri zu Dewarim 1:2]. Daher wird die gesamte Periode von Beginn des Auszuges aus Aegypten an, bis zur entgueltigen Befreiung (der Geulah schelemah) auch als "die Tage eures Auszuges aus Aegypten" bezeichnet [siehe u. a. Micha 7:15].

Mit der Beseitigung des Egoismus Pharaos sowie mit dem Durchbrechen der Grenzen Aegyptens begann - und beginnt fuer jeden einzelnen, der den Exodus im persoenlichen Sinne durchlebt - eine selbstverstaerkende Dynamik, die uns jenseits aller Grenzen fuehren und letztlich die vollstaendige Erloesung bringen wird; geschehe es in der unmittelbaren Zukunft!

* basierend auf der Sicha, 4. Nacht Chol Ha\'moed Sukkoth 5746.

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