Wochenabschnitt - Kedoschim

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Die dieswoechige Parascha Kedoschim enthaelt das bekannte Gebot "Liebe deinen Naechsten wie dich selbst" (we'ahawta le'reacha kamocha).

Dies scheint auf den ersten Blick eine unmoeglich zu erfuellende Forderung zu sein. Denn wir kuemmern uns schliesslich um andere Menschen nur in dem Ausmass, in dem wir einen gemeinsamen Nenner zwischen ihnen und uns zu erkennen glauben; dieser gemeinsame Nenner betrifft jedoch meist nur einen recht begrenzten Teil unserer Persoenlichkeit, und er wird uns daher auch nie vollstaendig durchdringen, da jeder von uns ein viel elementareres Selbstbewusstsein besitzt. Es gibt folglich niemanden, mit dem wir uns in gleicher Weise indentifizieren, wie mit uns selbst. Daher koennen wir, solange wir unser Selbstbewusstsein aufrecht erhalten, auch niemand anderen so lieben, wie wir uns selbst lieben.

Es ist uns jedoch moeglich, unser Selbstbewusstsein neu zu definieren. Anstatt uns auf unser persoenliches "Ich" zu konzentrieren, koennen wir uns auf den G"ttlichen Funken in uns konzentrieren, d. h. auf unser wahres und autentisches Ich. Sobald der G"ttliche Funke in einem Menschen voll zur Geltung kommt, ist derjenige schliesslich in der Lage zu erkennen, dass der gleiche Funke in jedem einzelnen von uns existiert. Er ist dann in der Lage, einen anderen Menschen auch wie sich selbst zu lieben, weil (er erkennt, dass) er und der andere das fundamenalste Identitaetsmerkmal eines Menschen miteinander teilen.

Doch wie kann ein Mensch diese Stufe erreichen? Indem er ueber seine persoenlichen und materiellen Belange hinausgeht und sich auf sein spirituelles Inneres konzentriert, welches in ihm sowie seinen Mitmenschen existiert. Jemanden wahrhaft zu lieben, basiert nicht auf der Frage, was er oder sie fuer einen tun kann, oder warum man ihn oder sie anziehend findet, sondern auf dem G"ttlichen Potential, welches jedes Individuum besitzt.

Auf dieser Grundlage koennen wir auch verstehen, warum Hillel - einer der groessten Weisen des Talmud - sagte, dass das Gebot der Naechstenliebe "die gesamte Torah sei, sowie der Rest lediglich Kommentar".

Andere Gelehrte hinterfragen diese Aussage mit dem Einwand; dass wenn auch die Torah sich sehr stark auf die Beziehung zwischen Mensch und Mitmenschen beziehe, so legt sie doch ebenso viel Wert auf die Beziehung zwischen Mensch und G"TT. Was hat also das Gebot der Naechstenliebe, mit beispielsweise dem Schabbatgebot, mit den Koschervorschriften oder vielen anderen rituellen Vorschriften im Judentum zu tun?

Wenn wir es erst einmal schaffen, ueber unsere persoenlichen Belange sowie materiellen Interessen hinauszugehen, so dass wir wahrhaft unsere Mitmenschen lieben koennen, und zwar aufgrund des G"ttlichen Funken, den wir mit ihnen teilen, dann koennen wir auch das Prinzip von Hillel's Lehre verstehen. Denn hinter jedem Torah-Gebot liegt schliesslich der tiefere Sinn, uns zu helfen, uber unsere simple physische Existenz hinauszugehen und uns auf unser spirituelles Inneres zu konzentrieren.

* basierend auf den Lehren des Lubavitcher Rebben {module Vergangene Wochenabschnitte}