Bamidbar - Wochenabschnitt

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"Wer zählt?"

Der Thora-Wochenabschnitt Bamidbar beginnt mit der Anweisung G"TTES an Mosche Rabeinu, dass er sowie sein Bruder Ahron, der Hohepriester, das Jüdische Volk zaehlen sollen [Bamidbar 1:1-3]. Der Passuk erwaehnt weiterhin [Bamidbar 1:48, 49], dass G"TT Mosche beauftragte, den Stamm der Leviten nicht zusammen mit den anderen Juden zu zaehlen - sie würden gesondert gezaehlt werden. Auch die Weise der Zaehlung unterschied sich bei den Leviten von den anderen Juden: "Waehrend die anderen Staemme Israels von Mosche und Ahron gezaehlt wurden, wurde der Stamm der Leviten hingegen von G"TT selbst gezaehlt" [Bamidbar 3:16; siehe Raschi hierzu], jedoch mit Ausnahme von Ahron, der überhaupt nicht mit gezaehlt wurde [siehe Raschi].

Weswegen wurden die Staemme Israels von Mosche und Ahron gezaehlt, der Stamm Levi aber von G"TT? Und warum wurde Ahron überhaupt nicht gezählt? Der Dienst an G"TT laesst sich in drei grundlegende Kategorien unterteilen:

  • Die Ausübung von Mitzwoth,
  • Das Studium der Thora,
  • Das Anhängen an G"TT durch Gebet - ein Dienst, der seinen hoechsten Ausdruck in "Mesirut Nefesch", d. h. in totaler Aufopferung für G"TT, findet.

An Mitzwoth gibt es eine feststehende Anzahl [siehe Likutei Torah, Bamidbar 6a ff., 7c ff] - nämlich 613 - zu bzw. von welchen man weder hinzufügen, noch wegnehmen darf [Devarim 4:2, 13:1]. Mehr noch, jede einzelne Mitzwah wird ganz genau bezeichnet [siehe Igeret HaKodesch, Brief 10]. Ein wesentlicher Zweck von Mitzwoth ist es [siehe Tanja, Kapitel 37], Heiligkeit in die physische Welt zu bringen. Deswegen sind viele Mitzwoth auch an physische Objekte gebunden, welche von Natur aus begrenzt und folglich auch, an und für sich, zählbar sind. Thora hingegen übersteigt alles Physische, alle Begrenzungen sowie alle Zahlenmässigkeit - ja selbst die Grenzen von Raum und Zeit. Unsere Weisen s. A. besagen [am Ende von Traktat Menachot] dass, wann immer jemand aus der Thora etwas über die Gesetze von den Korbanot (d. h. über den Opferdienst im Tempel) lernt, wird er so angesehen, als ob er selber Opfer im Tempel dargebracht hätte.

Nichts desto trotz hat die Thora dennoch einen gewissen Bezug zur Zahlenmässigkeit, da sie schliesslich Quelle und Grundlage aller Mitzwoth ist - welche selbst eben wiederum grundsätzlich begrenzt und zählbar sind. Mesirut Nefesch (vollständige Selbstaufopferung für G"TT) steht hingegen vollkommen ausserhalb jeglicher Begrenztheit, da hiermit ein Anhängen an G"TT bezeichnet wird, welches keine Grenzen kennt.

Die drei Kategorien - Mitzwoth, Thora und Mesirut Nefesch - schwingen entsprechend mit den drei Gruppen innerhalb des Jüdischen Volkes mit - d. h. mit den Israeliten (der Mehrheit des Volkes), dem Stamme Levi sowie dem Kohen Gadol (dem Hohepriester).

Die meisten Juden dienen G"TT hauptsächlich innerhalb der ersten Kategorie; d. h. durch die Erfüllung von Mitzwoth, was eine Einbindung der physischen Welt erfordert, und letztlich auch Heiligkeit in diese (materielle Welt) bringt. Jene Juden sind "Erfüller von guten Taten." [Siehe Igeret HaKodesch, Brief 5].

Über die Leviten sagt der Rambam [Hilchot Schemittah VeYovel 13:12]: "Sie wurden herausgenommen für den Dienst G"TTES.... um Seine geraden und rechten Wege und Gesetze den (Menschen-)Massen zu lehren.... sie wurden daher von allen weltlichen Dingen getrennt." Anders ausgedrückt; ihre Hauptaufgabe lag im Studium sowie in der Lehre der Thora.

Die Tatsache jedoch, dass ihre Aufgabe auch das "Lehren der Massen" beinhaltete, zeigt auch, dass sie (die Leviten) nicht vollkommen von all denjenigen abgesondert waren, die sich hauptsächlich mit weltlichen Dingen beschäftigten.

Auf der höchsten Stufe stand jedoch der Kohen Gadol, der Hohepriester, dem befohlen wurde, "das Heiligtum nicht zu verlassen" [Vajikra 21:12] - sein Dienst beinhaltete ein ständiges Anhängen an, sowie Vereinigen mit G"TT - jenseits aller (weltlichen) Grenzen.

Hierin liegen auch die Unterschiede hinsichtlich wer gezählt wurde und durch wen: Die Mehrzahl der Juden, deren hauptsächliche Art und Weise ihres G"ttesdienstes aus (zählbaren) physischen Mitzwoth bestand, wurden auch in einer strikt physischen Weise, nämlich durch Menschen, gezählt. Die Leviten, deren primäre Erfüllung ihres G"ttesdienstes in der Lehre von Thora lag - sowohl in einer unbegrenzten wie auch in einer begrenzten Form, wurden ebenfalls gezählt; jedoch nicht in einer physischen Weise (durch Menschen), sondern durch G"TT selbst, d. h. in einer Form jenseits aller Grenzen. Der Kohen Gadol jedoch, dessen G"ttesdienst jenseits aller weltlichen Grenzen lag, stand selber über der Begrenztheit, welche "Zahlen" in sich bergen - er wurde folglich überhaupt nicht gezählt.

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