Wochenabschnitt Chajei Sarah
"Avraham kam, um Sarah zu betrauern und zu beweinen" [Bereschit 23:2].
Bei dem Wort "Velivkotah", was "um sie zu beweinen" bedeutet, wird an dieser Stelle in der Thora der Buchstabe Kaf kleiner geschrieben als die anderen Buchstaben - wieso?
Avraham Avinu hatte mit Sarah Imeinu neben ihrem gemeinsamen Sohn Yitzhak auch eine gemeinsame Tochter namens Bakol [siehe Traktat Baba Batra 16b]. Als Avraham mit Yitzhak nach dem Berge Moriah aufbrach, blieb Bakol bei ihrer Mutter Sarah. Doch als Sarah von der Akedah vernahm und daraufhin verstarb, starb auch Bakol, ihre Tochter.
Das Wort "Velivkotah" deutet ebenfalls auf diese Begebenheit hin. Ohne das Kaf, bleibt das Wort "U'lebitah" uebrig, was soviel wie "und (um) ihrer Tochter" bedeutet - mit dem Kaf lesen wir dagegen eben "Velivkotah", dass heist "um sie zu beweinen". Avraham Avinu tat beides: Er beweinte sie (Sarah) - Velivkotah - und ebenso ihre Tochter - U'lebitah -, die zur selben Zeit starb.
Dem Ba'al Haturim (Rabbeinu Jacob Ben Asher, 1269-1340) zufolge, ist das kleine Kaf in "Velivkotah" ein Hinweis darauf, dass Avraham Avinu nicht sehr viel weinte. Die Leseweise, bzw. Ansicht, dass die Akedah an Yom Kippur stattfand [siehe Vayikra Rabbah 29:9; Perusch Rakanti], mag diese Zurueckhaltung erklaeren: Von Avraham's Heim aus, bedarf es einer Dreitagesreise bis zum Berg Moriah, wie geschrieben steht, "am dritten Tag sahen sie den Ort von ferne" [Bereschit 22:4]. Demnach dauerte die Rueckreise Avraham Avinu's von der Akeda, vom 11ten bis zum 13ten Tischrei, so dass die Beisetzung Sarah's am 14ten Tischrei, dass heisst an Erev Sukkoth, stattfand. Da Avraham Avinu schliesslich nur einen Tag zum Trauern blieb, naemlich bis Sukkoth, konnte er nicht viel weinen.
Schabbat Schalom!
* basierend auf den Lehren des Lubavitcher Rebben