Paraschat Wajakhel

Die Parascha in Kürze
  • In dieser Parascha wird der Bau des Mischkans durchgeführt
  • Alle benötigten Materialien werden aufgezählt und die Spendenbereitschaft des Volkes beschrieben
  • Die genaue Ausführung des Baus des Mischkans wird dargestellt

„Konzept“ der Woche

 In dieser Woche wird der Bau des Mischkans ausgeführt. Die benötigten Materialien werden noch einmal aufgelistet und das Volk spendet großzügig Gold, Silber, Kupfer, wertvolle farbige Wolle, Leinen, Hölzer und Edelsteine sowie alles, das für den Bau gebraucht wird. Wir wollen jetzt nicht darauf eingehen, warum auf diese Details so ausführlich eingegangen wird. In der Parascha Teruma, die wir vor drei Wochen gelesen haben, wird die Nation aufgefordert, die Materialien einzusammeln und erst in dieser Parascha kommen sie zum Einsatz. In der Zwischenzeit hat eine andere Parascha, Parschat Ki Tisa von voriger Woche, den Ablauf mit einem anderen Thema unterbrochen, nämlich mit der Geschichte um das goldene Kalb. Warum wird sie an dieser Stelle erzählt?

Man muss überlegen, ob es sich dabei um den chronologischen Ablauf handelt, denn es ist ja möglich, dass der Befehl, den Mischkan zu bauen schon bei der Übergabe der Tora am Berg Sinai gegeben wurde. Mosche verbringt vierzig Tage im Himmel und findet bei seiner Rückkehr das jüdische Volk beim Götzendienst um das goldene Kalb vor. Er bittet G"tt um Vergebung für die Sünde des Volkes und erst dann widmet er sich dem Bau des Mischkans. Mit diesem Ansatz würde die Reihenfolge in der Tora mit der zeitlichen Abfolge übereinstimmen und tatsächlich ist der Ramban (Nachmanides) dieser Ansicht. Raschi allerdings und andere Kommentatoren sagen, dass der Befehl zum Bau des Mischkans erst nach der Sünde des goldenen Kalbs kam und eine Sühne dafür war. So bleibt die Frage, warum zwischen dem Befehl und der Ausführung des Mischkans die Geschichte mit dem goldenen Kalb vorkommt.

Trotz der großen Sünde des Götzendienstes eröffneten sich danach neue Dimensionen für die Nation. Mosche hat sich des Volkes angenommen und für es gebetet und G"tt angefleht, bis Er sich erbarmte, die Reue annahm und uns verziehen hat. Dabei hat Er Mosche die ganze Kraft des g"ttlichen Erbarmens offenbart. Dies mag simpel klingen, aber es handelte sich hierbei um die größte Enthüllung, die je einem Menschen gemacht wurde. Mosche hat dadurch das größtmögliche Verständnis für das Bild G"ttes erreicht, das ein Mensch erreichen kann. Diese Offenbarung wurde durch die große Sünde erreicht, nach der sich Mosche der Nation angenommen hat und schließlich eine höhere Stufe erreicht hat als bei der Übergabe der Tora.

G"tt ist etwas Unfassbares und niemand kann auch nur ansatzweise verstehen, was Er wirklich bedeutet. Mosche hat eine gewisse Stufe des Verständnisses erreicht und dabei wichtige Dinge gesehen und erkannt. Obwohl man G"tt mit unseren Sinnen nicht wahrnehmen kann, hat Mosche verstanden, dass G"ttes Sein eine unglaubliche Dimension des Gebens in sich hat. Da G"tt so viel geben will, hat Er den Menschen erschaffen, in dem die Möglichkeit des Gebens kulminiert. Denn das ist das Erbarmen, das Mosche gesehen hat, als G"tt dem Volk seine große Sünde verzeiht.

„Biographie“ der Woche

Sarah Schenirer, Jahrzeit 26. Adar I

Sarah Schenirer wurde im Jahre 1883 in Krakau in eine Familie von Belser Chassidim geboren. Aufgrund enger finanzieller Verhältnisse in ihrem Elternhaus wurde sie im Alter von 13 Jahren zur Schneiderin ausgebildet, aber sie war von einem so großen Wissensdurst in jüdischen Dingen besessen, dass sie in ihrer Freizeit alle jüdischen Bücher ihres Vaters in jiddischer Übersetzung las. Mit der Zeit verfügte sie so über ein immenses jüdisches Wissen. Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges floh sie 1914 nach Wien und wurde dort durch die Vorträge des Rabbiners Dr. Flesch inspiriert, junge jüdische Frauen und Mädchen in Polen auf tiefergehende Weise mit ihren Traditionen zu verbinden. Sie begann 1917 in Krakau ihre erste Klasse mit 25 Mädchen zu unterrichten, zuerst in zwei kleinen gemieteten Räumen. Die „Beth Jakov" genannte Schule fand sehr schnell großen Zuspruch, vor allem als nach dem Krieg 1919 der Chofetz Chaim und der Gerrer Rebbe ihren Ansatz in der Agudas Jisroel unterstützten. Anfangs bestand der Unterricht in Zusatzstunden nach dem staatlicherseits geforderten Schulbesuch, aber später gab es zumindest in größeren Städten Beth Jakov-Schulen, die das sekuläre Unterrichtspensum mit dem jüdischen Unterricht kombinierten. Sarah Schenirers Ziel war es, fundiertes jüdisches Wissen an Mädchen und Frauen zu vermitteln, um so dem Sog der Assimilation und der Beschäftigung mit weltlichen Ideen entgegenzutreten. Unermüdlich reiste sie in viele Städte Polens und leistete Überzeugungsarbeit für die damals revolutionäre Idee, auch orthodoxen Mädchen die Gelegenheit jüdischen Lernens mit Niveau zu geben. Sie bildete qualifizierte Lehrerinnen aus, die ihr zur Seite standen, sodass der Funke ihrer Begeisterung für jüdisches Lernen auch auf andere Länder übersprang und Beth Jakov-Schulen in der Tschechoslowakei, Litauen und Rumänien gegründet wurden. Obwohl sie nicht an der traditionellen Rolle der jüdischen Frau rüttelte und großen Wert auf Tzniut und die Wichtigkeit der Mutterrolle legte, lebte sie durch ihr umfassendes jüdisches Wissen, ihre Führungsqualitäten und ihr Organisationstalent vor, wie eine orthodoxe Frau Tradition und Moderne verbinden kann. Sie war von den Schriften Rabbiner Samson Raphael Hirschs seit ihren Wiener Tagen stark beeinflusst und bezog das Studium seiner Werke ebenso in das Curriculum der Beth Jakov-Schulen ein wie das intensive Studium von Tenach und Halacha.

Ihre Ausführungen zu pädagogischen, ethischen und anderen Themen wurden 1933 unter dem Titel „Gesammelte Schriften" veröffentlicht. Daneben war sie die Autorin mehrerer Schauspielstücke jüdischen Inhalts. Sie starb 1935 und hinterließ ein blühendes Schulsystem für orthodoxe Mädchen, das heute in Israel und allen großen Zentren jüdischen Lebens eine elementare Rolle spielt.

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel