Daf Balak
- Die Einwohner Moaws haben Angst vor der Vertreibung durch die Juden. Sie überreden Bilam, Am Jisrael zu verfluchen. Doch statt Flüchen kommen nur Segenssprüche aus seinem Mund.
- Moaws Töchter bringen die Juden zur Unzucht. Sogar einer der Fürsten Israels begeht diese Sünde und wird durch Pinchas, Arons Enkel, getötet. Es kommt zu einer großen Pest, die vielen Juden das Leben kostet.
„Konzept“ der Woche
Bilam prophezeit die gesamte Zukunft der jüdischen Nation. Er beginnt mit einem Vorwort (24:17): „Ich sehe ihn, doch nicht jetzt; ich schau ihn, doch nicht nah. Es tritt ein Stern hervor in Jakows Stamm, es steht ein Szepter auf in Israel, und er zerschmettert Moaws Grenzen, reißt nieder alle Söhne Schets.“ Bilam sieht zwar alles voraus, aber es ist für ihn in weiter Ferne. Was bedeutet es, eine Prophezeiung ganz entfernt zu sehen?
In Dewarim 4:7 fragt die Tora, wer so groß wie unsere Nation ist, der G“tt so nahe steht. Dazu erklärt der Midrasch, dass G“tt gleichzeitig nah und fern ist so wie auch Götzen nah und fern sind. Der Götze ist nämlich nah, denn er steht im Zimmer. Doch wenn man ihn anfleht, hört er nicht, weil er weit weg ist. Allerdings ist es anders, wenn es um G“tt geht. G“tt ist weit weg von uns im Himmel, aber wenn wir uns an Ihn wenden, ist Er uns nahe und hört unser Gebet. G“tt ist für uns unfassbar und unerklärlich. Doch wenn wir beten und Mitzwot tun, können wir Seine Nähe spüren. Jeder Mensch, der sich wirklich auf eine Mitzwa einlässt, spürt diese Nähe.
Es ist unsere Aufgabe im Leben, uns G“tt zu nähern und Ihn in unser Leben zu verpflanzen. Selbst wenn wir Dinge im Leben lernen, die den Alltag repräsentieren, können wir dabei lernen, das Alltägliche zu etwas Heiligem in unserem Leben zu machen. Sogar im Umgang mit profanen Angelegenheiten wie Diebstahl oder Streit können wir lernen, wie ein Mensch G“tt näher kommen kann.
Wir haben jetzt die Monate Tammus und Aw vor uns. Diese Monate enthalten Wochen der Trauer für unser Volk. Am 9. Aw wurden der erste und der zweite Tempel zerstört und das jüdische Volk ins Exil geschickt. Es ist eine Zeit, in der wir die Ferne G“ttes spüren. Unsere Arbeit ist es, zu versuchen, G“tt näher zu bringen. Erst wenn der Tempel wieder aufgebaut sein wird, werden wir G“tt wirklich nahe sein können, aber wir müssen uns auch jetzt der Herausforderung stellen, dies zu erreichen. Jeder Mensch kann für sich eine Ebene finden, auf der er diese Nähe spüren kann.
Auch das Warten auf Moschiach ist etwas, das uns nahe liegt. Das Nahe ist etwas, das greifbar ist, aber Bilam sah es lediglich in der Ferne. Denn sein Wissen um G“tt war etwas Rationales – es war nicht Teil seines Lebens. Für uns aber ist gerade jetzt die Zeit, wo wir versuchen müssen, G“tt in unser Leben zu verpflanzen. Wir müssen anstreben, die Ebene zu finden, auf der wir G“tt nahe kommen können. Das wird ein Schritt in Richtung Erlösung sein.
„Biographie“ der Woche
Rabbi Jekusiel Jehuda Halberstam– Klausenburger Rebbe - Jahrzeit 9. Tammus
Rabbi Halberstam wurde 1905 in Rudnik/Polen geboren. Er war der Urenkel des Divrei Chaim, der ein berühmter polnischer chassidischer Rebbe war. Man erkannte schon in jungen Jahren seine geniale Begabung und er wurde 1927 zum Rabbiner von Klausenburg/Rumänien. Seine charismatische Persönlichkeit zeigte sich bald und er war in der Zwischenkriegszeit einer der jüngsten chassidischen Rebbes mit Tausenden von Anhängern. Während des Krieges überlebte Rabbi Halberstam mehrere Konzentrations- und Arbeitslager. Selbst unter hoffnungslosen Umständen verlor er nie seinen Glauben und ermutigte seine Mitgefangenen durch sein Vorbild. Als er bei Kriegsende erfuhr, dass weder seine Frau noch seine elf Kinder überlebt hatten, setzte er sich selbstlos für den Wiederaufbau jüdischen Lebens in DP Camps ein und half zahlreichen Überlebenden sowohl in schwierigen halachischen Entscheidungen als auch durch seinen Einsatz für koscheres Essen, Möglichkeiten zu dawenen und Tora zu lernen. Ende 1946 entschied er, seinen chassidischen Hof in New York wieder aufzubauen. Er heiratete erneut und hatte weitere Kinder.
1956 gründete er eine Dependance in Netanya und war damit der erste Rebbe, der seine Chassidim in einer weniger traditionellen israelischen Stadt ansiedelte. Dort ließ er eine komplette Infrastruktur mit Schulen, Waisenhaus und einem hervorragenden Krankenhaus errichten. Er selbst übersiedelte 1960 dorthin, ohne seine Gemeinde in New York aufzugeben.
1982 rief er die „Mifal HaSchas“ – die Talmudfabrik – ins Leben, die junge jüdische Männer weltweit zum Studium von Talmud und Schulchan Aruch ermuntert, indem 20 bis 30 Seiten Gelerntes schriftlich abgefragt werden und dafür ein Stipendium ausgezahlt wird.
Mit seinem ganzen Leben personifizierte der Klausenburger Rebbe die Idee von Güte und Ahawas Jisroel, seinen Nächsten zu lieben. Er bestimmte seine beiden Söhne, jeweils den amerikanischen und den israelischen Zweig der von ihm wiederaufgebauten Klausenburger Chassidus in seinem Sinne weiterzuführen. Rabbi Halberstam starb 1994 in Israel.
Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel