Daf Masej

Die Parascha in Kürze
  • Es werden alle Stationen in der Wüste von Am Israel aufgezählt.
  • Es werden die genauen Grenzen Israels festgelegt.
  • Jemand, der einen Menschen unabsichtlich getötet hat, muss in Zufluchtsstädte fliehen und sich so vor der Strafe schützen. Diese Orte werden jetzt festgelegt und vorbereitet.

Torah_scroll„Konzept“ der Woche

In diesem Wochenabschnitt lesen wir über die Zufluchtsstädte, die ערי מקלט , in die sich ein Mörder flüchten kann. Es werden ebenso die Untaten aufgeführt, für die das Gesetz die Bestrafung durch das Leben in einer Zufluchtsstadt, die ihn vor dem Bluträcher schützt, vorsieht. Wir müssen uns allerdings fragen, warum die Gesetze über Mord und Todschlag ausgerechnet an dieser Stelle stehen, wo die Tora doch gerade von den Grenzen Eretz Jisraels und von der Errichtung der 48 Städte für den Stamm Levi gesprochen hat. Man könnte sagen, weil sechs der 48 Städte als Zufluchtsstädte designiert werden, werden die damit verbundenen Gesetze auch nebenbei erwähnt. Aber es gibt einen tieferen Sinn.

Durch die Verteilung Eretz Jisraels auf die zwölf Stämme wird jedem Stamm und jeder Familie ein Anteil am Land und damit ein Besitz zugesprochen. Der Besitz des Landes ermöglicht es Jedem, durch die Bearbeitung des Bodens seine Existenz zu garantieren. Wenn jemand aber einen anderen Menschen tötet, bedeutet das, dass er sich so über den Anderen erhaben fühlt, dass er ihn auslöschen möchte und damit seine Existenz über die Existenz des Anderen stellt.

Unsere Weisen sagen, dass jemand, der einen Anderen in der Öffentlichkeit beleidigt, sich so verhält, als hätte er ihn getötet. Er will nämlich den Anderen in den Augen seiner Mitmenschen erniedrigen.

Mit der Inbesitznahme des Landes müssen sich die neuen Eigentümer darüber im Klaren sein, dass Besitz auch negative Seiten hat. Wenn man so überheblich wird, dass man der alleinige Besitzer sein will, kann das zum Töten führen.

Ein Mensch, der unabsichtlich getötet hat, muss in einer Zufluchtsstadt leben, weil er sein eigenes Haus, seinen eigenen Besitz und damit seinen Unterhalt nicht mehr verdient. In der Zufluchtsstadt ist er mittellos.

Wir befinden uns momentan in den drei Wochen vor Tischa BeAw. An Tischa BeAw wurden der erste und der zweite Tempel zerstört und wir wurden ins Exil verbannt. Die Zerstörung des zweiten Tempels, erklären uns unsere Weisen, wurde herbeigeführt durch grundlosen Hass eines Juden auf den anderen. Er wurde hervorgerufen und manifestierte sich durch Überheblichkeit und Erniedrigungen der Mitmenschen.

Wir müssen unsere Überheblichkeit überwinden, die zum Töten und ins Exil führen kann. Das ist gerade in diesen Tagen sehr wichtig, denn es wird uns unserem Land näher bringen, das wirklich der persönliche Besitz unserer Nation ist.

„Biographie“ der Woche

Rabbi Schlomo Jitzchaki – Raschi:  Jahrzeit 29. Tammus

Rabbiner Schlomo ben Jitzchak, besser bekannt unter dem Akronym Raschi, wurde 1040 in Troyes in Nordfrankreich geboren. Er lernte zunächst von jungen Jahren an mit seinem Vater und begab sich nach seiner Heirat ca. 1057 nach Worms, um dort an der von Jakow ben Jakar geleiteten Jeschiwa zu lernen. Jakow ben Jakar war ein Schüler von Rabbenu Gerschom Meor HaGola, dem führenden und einflussreichsten europäischen Talmud-gelehrten um die Jahrtausendwende, der in Mainz gelehrt hatte. Raschi lernte die über Jahrhunderte tradierte mündliche Überlieferung und Auslegung des Talmuds kennen, die in seinen eigenen Kommentar Einzug fand. Sein Kommentar zum Chumasch und zum Talmud gehört seither so eng zum Text, dass mit seinen Erklärungen der Sinn oft erst wirklich verständlich wird. Sowohl kleine Kinder, die zum ersten Mal Tora lernen, als auch Toragelehrte, die sich über Jahre und Jahrzehnte mit der Tora befasst haben, nehmen Raschis Kommentar als elementar wichtiges Werk zur Hand.

Raschi kehrte 1065 nach Troyes zurück, wo er zunächst Mitglied und später Vorsitzender des Bet Din wurde und ihm gestellte halachische Fragen in immer größerem Maße beantwortete. 1070 gründete er in Troyes eine Jeschiwa, die viele Schüler von nah und fern anzog. Raschi hatte keine Söhne, sondern nur Töchter, die gelehrte Frauen waren und mit großen Toragelehrten verheiratet waren. Zu seinen Enkelsöhnen gehören die berühmten Rabbiner Rabbenu Tam, Raschbam und Rivam.

Es existieren viele Geschichten über Raschis Leben. Es heißt, dass er so arm war, dass er sich nicht einmal die Tinte zum Aufschreiben seines Bibelkommentars leisten konnte und ihn deswegen in den Tisch geritzt hat. Raschi starb 1105 in Troyes. 

Mit freundlicher Unterstützung von HaMakor.de und Rabinner Aron Orzel

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